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„Aus der Frohburg“ Aufzeichnungen zur Herkunft eines Unangepassten

Konrad Hummler (Autor)

Die Schockstarre nach der Stickereikrise hält noch an, die Greuel des Zweiten Weltkriegs sind noch unverdaut, die Reste eines stolzen Bürgertums aus dem 19. Jahrhundert schmelzen wie Frühlingsschnee dahin, doch Aufbruch und Wirtschaftswunder lassen auf sich warten: St. Gallen, eine mittelgrosse Schweizer Stadt in den 1950er Jahren. Ein neugieriger Knabe sieht sich um, entdeckt seine nächste Umgebung, die «Frohburg», ein Vorstadtidyll mit Stallungen, Hinterhof und kleinem Park. Seine Streifzüge durchs Quartier sind aber stets auch von Ängsten geprägt; das «Schlimme», wie er es nennt, lauert für ihn beim Gaswerk, beim Schlachthof, im Volksbad. Er sinnt nach Strategien, um es zu bannen, und wird fündig: Das Schlimme beim Namen nennen, nicht ausweichen oder verdrängen. Mit dieser Grundüberzeugung startet er ins Leben, und eine sehr vielgestaltige Jugendzeit öffnet sich ihm. Sie führt ihn auf selbständige Erkundungsreisen durch halb Europa, auf wochenlange Wanderungen durch Schweizer Berge, lässt ihn kettenrauchen, einen Tonfilm drehen, eine Umweltdemo organisieren (1971 …), Daniel Cohn-Bendit bewundern, die Sowjets und deren Abkömmlinge in der Schweiz hassen, sich von Johann Sebastian Bachs Musik vereinnahmen. Mehr und mehr ergibt sich das Bedürfnis nach einem tieferen Verständnis von Welt- und Wirtschaftsgeschehen, und so wird die Entdeckungsreise in die Wissensgebiete der Rechtswissenschaft, der Ökonomie und der Informatik ausgedehnt: Das «Schlimme» durch Begreifen bannen. Die endgültige Befreiung von den einengenden Konventionen des Denkens erfährt der nunmehr erwachsene Konrad Hummler am andern Ende der Welt, hoch über dem Pazifik, bei nicht untergehender Sonne am Polarkreis.

Verlag: Edition Königstuhl
Erscheinungsjahr: 2021
Preis: CHF 24.00
ISBN: 978-3-907339-00-8

 

Bücher
Vom Kredit zur Schuld

Ivan Adamovich / Christoph Schaltegger (Herausgeber)

Mit Beiträgen von Claudia Aebersold Szalay, Ernst Baltensperger, Jacob Bjorheim, Konrad Hummler, Martin Rhonheimer, Michele Salvi, Gerhard Schwarz, Reto Sonderegger, Tobias Straumann, Kaspar Villiger.

Wenn Verschuldung die Freiheit bedroht.

Kredit ist das Schmiermittel für Fortschritt und Entwicklung. Doch zu viel Kredit kann in die Schuldenfalle führen. Die globalen Schulden betragen heute das Zwei- bis Dreifache der weltweiten Jahresproduktion an Gütern und Dienstleistungen – Tendenz stark steigend. Und Schuldenkrisen haben in der Menschheitsgeschichte immer wieder verheerende Schäden angerichtet. Wo liegen die Ursachen, wo die Grenzen übermässiger Verschuldung? Ab wann bedroht die Verschuldung unsere Freiheit? Und was kann dagegen unternommen werden? Ein interdisziplinäres Buch mit Antworten auf ein altes, aber höchst aktuelles Problem.

Verlag: NZZ Libro
Erscheinungsjahr: 2019
Preis: CHF 38.00
ISBN: 978-3-03810-443-8

Bücher
Wieviel Staat braucht die Schweiz?

Georg Kreis (Herausgeber)

Mit Beiträgen von Katja Gentinetta, René Rhinow, Walter Schmid, Christoph Schaltegger, Paul Schneeberger, Konrad Hummler, Markus Ritter, Astrid Epiney, Rico Valär.

Wie viel Staat braucht die Schweiz? Fachleute aus verschiedenen Denkrichtungen geben neue Antworten auf diese virulente Frage. Das Buch soll helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Wie viel Staat braucht die Schweiz? Eine legitime aber nur schon deswegen destruktive Frage, weil man sie überhaupt stellt. Eine gängige Antwort lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Darin liegt ein Grundvorbehalt, wie man ihn gegenüber einem notwendigen Übel hat. Ist das der richtige Ansatz? Gibt es auch eine Wertschätzung, die davon ausgeht, dass es «zum Glück» Staat und Staatlichkeit gibt? Die Antworten darauf fallen je nach Zeitumständen und Gesellschaftsbereichen unterschiedlich aus. Die Frage nach dem «Wie viel?» ist eng verbunden mit der Frage nach der Art der Regulierung. Fachleute aus diversen Denkrichtungen und Erfahrungsfeldern erörtern diese Fragen und bieten bereichernde Vorlagen für eigenes Weiterdenken in spezifischen Anwendungsbereichen.

Details

Maße: 13 x 21 cm
Buch, Broschiert
ISBN: 978-3-03810-399-8
Erscheinungsdatum: 27.03.2019

NZZ Libro_Wie viel Staat braucht die Schweiz?

Beitrag von Konrad Hummler

Bücher
Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?

Konrad Hummler (Herausgeber), Franz Jaeger (Herausgeber), Progress Foundation (Herausgeber)

Was macht einen Kleinstaat aus? Welche Wege sind für einen Kleinstaat wie die Schweiz tatsächlich umsetzbar? Wie viel Eigenständigkeit ist sinnvoll und möglich? Was bedeutet es für die Schweiz, wenn Europa politisch kippt?
In diesem Buch setzt sich eine interdisziplinäre Autorenschaft mit dem Phänomen Kleinstaat auseinander, skizziert Denkanstösse und Lösungsalternativen. Ein zwingender und dringender Beitrag zur aktuellen Positionierungsdebatte der Schweiz auf dem europäischen Kontinent und in der Welt.

Mit Beiträgen von Carl Baudenbacher, Thomas Bieger, Mathias Binswanger, Micheline Calmy-Rey, Reiner Eichenberger, Heinz Hauser, Karen Horn, Konrad Hummler, Franz Jaeger, Martin Janssen, Beat Kappeler, Hermann Lübbe, Daniel J. Mitchell, Robert Nef, Christoph Schaltegger, Urs Schoettli, Gerhard Schwarz, Rainer J. Schweizer, Hans-Werner Sinn, Michael Wohlgemuth und Stefan C. Wolter.

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Total Data – Total Control

Null-Toleranz in allen Lebensbereichen
Konrad Hummler (Herausgeber), Fabian Schönenberger(Herausgeber), Progress Foundation (Herausgeber)

Wie stark sind unsere Freiheit und Privatsphäre in Zeiten von Big Data bedroht? Eine interdisziplinäre Autorenschaft reflektiert über Auswirkungen und Gefahren der digitalen Kontrolle.
Die modernen Informationstechnologien verbessern sich laufend, und ihre Möglichkeiten scheinen schier grenzenlos. Alle realen Geschehnisse werden detailgenau erfasst und sind beliebig auswertbar – Big Data ist zum Begriff der Stunde geworden. Die erhöhte Granularität der Daten eröffnet grundsätzlich die Möglichkeit zur Totalkontrolle der Individuen. Zusammen mit einer allgemeinen, zeitgeistig erkennbaren Akzeptanz ergibt sich vielleicht eine Hinwendung zu einer neuen Kompromisslosigkeit – mit unabsehbaren Folgen. Das Buch «Total Data – Total Control» befasst sich mit der Frage der individuellen Bewegungs- und Gestaltungsfreiheit vor genau diesem Hintergrund. Die Aufsätze einer interdisziplinären Autorenschaft regen zum Denken an und fördern die Debatte zu diesem Thema.

Mit Beiträgen von Mathis Brauchbar, Bruno S. Frey, Hannes Grassegger, Allan Guggenbühl, Ernst Hafen, Matthias Haller, Matthias Holenstein, Konrad Hummler, Martin Killias, Martin Meyer, Fabian Schönenberger, Roberto Simanowski und Frank Urbaniok.

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Versuch, Irrtum, Deutung

Konrad Hummler
Anlagekommentare 1990-2010

Messerscharfe Analysen – visionäre Thesen

Erstmals liegen Konrad Hummlers Anlagekommentare gesammelt vor. Ob Ostblock in Auflösung, schwindende Bedeutung der Politik, Corporate Governance oder Zukunft des Bankgeheimnisses – alle relevanten Themen der letzten zwanzig Jahre kommen zum Zug. Pointiert formuliert und weitsichtig erörtert, erschliessen sich die komplexen Zusammenhänge auch dem Laien im Nu.

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Bundesverfassung und Verfassungsentwurf: Eine ökonomisch-rechtliche Analyse

Martin Janssen
Konrad Hummler

«Ende 1977 hat eine Expertenkommission für die Vorbereitung einer Totalrevision der Bundesverfassung unter Leitung von Bundesrat Dr. Kurt Furgler einen Verfassungsentwurf (VE)1 vorgestellt. Seither sind in den meisten Tageszeitungen und in wissenschaftlich Publikationen verschiedene Aspekte des VE zur Diskussion gelangt.
Die vorliegende Arbeit möchte diese Diskussion zum einen fortführen und vertiefen, zum anderen jedoch versuchen, dem VE als Ganzheit mit einer etwas umfassenderen Analyse gerecht zu werden. Es ist aber nicht das Ziel dieser Untersuchung, jeden einzelnen Artikel des Entwurfs zu analysieren und zu kommentieren. In dieser Arbeit sollen vielmehr die folgenden analytischen Schwerpunkte gesetzt werden:

  • Staatsidee und Verfassungsverständnis im VE:
    – Wesen und Ziele der Schweizerischen Eidgenossenschaft (VE erster Teil, 1. Kapitel)
    – Grundrechte (VE erster Teil, 3. Kapitel)
  • Sozialordnung, Eigentumspolitik und Wirtschaftspolitik im VE (VE erster Teil, 4. Kapitel)
  • Das Föderalismusverständnis im VE
    – Verantwortung von Bund und Kantonen (VE zweiter Teil, 3. Kapitel)
    – Volk und Stände (VE dritter Teil, 1. Kapitel)

Zuvor werden geschichtliche, formelle und grundsätzliche Fragen zur Totalrevision sowie methodische Aspekte behandelt. Eine kurze Zusammenfassung schliesst die Arbeit ab.»

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Stadtstaat – Utopie oder realistisches Modell?

Theoretiker und Praktiker in der Debatte

Erstmals setzt sich eine fächerübergreifende Autorenschaft mitdem Phänomen Stadtstaat auseinander, um eine gesellschaftliche Diskussion über die Positionierung eines Kleinstaates in Europa und in einer globalisierten Welt einzuleiten. Was macht den City State aus? Wie spielt er komparative Vorteile wie Machtbalance, Urbanität und Neutralität gegen die inhärente Verwundbarkeit durch Auslandsabhängigkeit, binnenwirtschaftliche Isolierungund räumliche Enge aus? Ist das City-State-Konzept als möglicher dritter Weg für die Schweiz umsetzbar? Diesen Fragen gehen 15 Autoren aus Sicht von Politik, Wirtschaft, Soziologie und Sicherheittheoretisch und empirisch nach.

ISBN 978-3-03823-708-2 (vergriffen)

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Value at Risk im Vermögensverwaltungsgeschäft

Herausgegeben von Otto Bruderer und Konrad Hummler

Das öffentliche Beschaffungsrecht enthält Regeln zur staatlichen Vergabe von Liefer-, Dienstleistungs- und Bauaufträgen. Öffentliche Beschaffungen werden sowohl auf Bundes- wie auf kantonaler Ebene oberhalb rechtlich festgelegter Schwellenwerte im offenen oder im selektiven Verfahren vergeben. Unterhalb dieser Schwellenwerte ist entweder ein Einladungsverfahren oder ein freihändiges Verfahren anwendbar. Dieser unterschwellige Vergabebereich darf nicht unterschätzt werden. Das Auftragsvolumen, das in diesen Verfahren vergeben wird, ist beträchtlich. Die vorliegende Dissertation behandelt das Einladungsverfahren, das in der Praxis äusserst wichtig, aber bisher noch weitgehend unbearbeitet geblieben ist. Im ersten Teil wird zunächst ein Überblick über die Rechtsgrundlagen im öffentlichen Beschaffungswesen gegeben, gefolgt von einer Einführung zum Einladungsverfahren. Der zweite Teil setzt sich umfassend mit dem Verfahrensablauf des Einladungsverfahrens auseinander. Dabei werden zahlreiche Probleme aufgezeigt, die bis anhin nicht erörtert worden sind. Im abschliessenden dritten Teil folgt eine Gesamtwürdigung des Einladungsverfahrens. Es werden insbesondere die Vereinbarkeit des Verfahrens mit den Vergabegrundsätzen und die besondere Missbrauchsanfälligkeit untersucht. Die Arbeit schliesst mit Gedanken zu möglichen Alternativen zum heute praktizierten Einladungsverfahren.

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Das Recht auf sich selbst

Bedrohte Privatsphäre im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit

Konrad Hummler (Autor), Gerhard Schwarz (Herausgeber)

Die Terrorakte vom 11. September 2001 haben der grundlegenden Frage nach dem Spannungsfeld zwischen «Sicherheit» und «Freiheit» zusätzliche Brisanz verliehen. Wie weit darf der Staat unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung in die individuelle Privatsphäre eingreifen? Welche Risiken und welche Chancen bergen die sukzessive internationale Rechtsvereinheitlichung und der globale Datenaustausch für die Privatsphäre des Einzelnen? Wie stark und in welcher Weise wirken der technische und der naturwissenschaftliche Fortschritt auf die Privatsphäre? Die Zürcher Progress Foundation hat sich mit diesen Themen in mehreren geschlossenen Workshops und öffentlichen Economic Conferences auseinandergesetzt. Texte, die an diesen Veranstaltungen diskutiert und Referate, die dort gehalten wurden, werden nun zusammen mit Originalbeiträgen zu einem Sammelband vereint. Das Buch will in einer Zeit von staatlicher Umverteilung, Zentralisierung und Überwachung ein Zeichen für den Wert des Privaten setzen. Ausgangspunkt ist eine klassisch-liberale Haltung, welche sich für die nachhaltige Stärkung einer auf Wettbewerb, Privateigentum und Verantwortung beruhenden Zivilgesellschaft einsetzt.

ISBN 978-3-03823-052-6

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Persönlichkeit und Verantwortung

Erinnerungen an Robert Holzach

Herausgegeben von Konrad Hummler, Martin Meyer und Urs Rinderknecht

Auszug aus der Zusammenfassung:

„Jede Zeit bringt ihre eigenen Eliten hervor. Robert Holzach hatte nichts gegen Funktionseliten einzuwenden. Aber er begriff die Aufgaben von Eliten im erweiterten Sinn des Wortes mehr noch als Mandate über das Spezifische hinaus im Blick auf das Ganze. Das Ganze meinte dann etwa das Wechselspiel zwischen Wirtschaft und Gesellschaft oder auch zwischen Politik und Kultur. Anders gesagt, Holzach plädierte für ein Denken in Zusammenhängen und handelte danach, womit er sich in der Öffentlichkeit grossen Respekt weit über sein Fachgebiet hinaus erwarb.“

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Automatisierte Rechtsanwendung und Rechtsdokumentation

Zur Eignung von Rechtssystemen für die Anwendung mittels elektronischer Datenverarbeitung

Auszug aus der Zusammenfassung:

«Als Ergebnis des zweiten Kapitels, in dem wir untersuchten, welche Bedingungen an ein Rechtssystem für die Automatisierung rechtlicher Entscheidungen gestellt werden, wiesen wir auf den prinzipiellen Unterschied ziwschen „gesetztem“, deterministischem, auf spezifische Zwecke und auf nach ihrer Art zum voraus als bekannt angenommener Fallkategorien ausgerichtetem Organisatonsrecht („Thesis“) und einer „entstandenen“, in ihren spezifischen Auswirkungen unbekannten, übergeordneten Rechtsordnung („Nomos“) hin. Die Automatisierung von rechtlichen Entscheidungen ist in der ersten Art von Recht unter bestimmten Voraussetzungen durchaus möglich, währenddem sie in der zweiten Art Recht keineswegs Platz greifen kann. Die Angst vor dem „Justizautomaten“, wie sie bei vielen Rechtsdenkern zum Ausdruck kommt, richtet sich deshalb nicht eigentlich gegen die Anwendung der EDV im Recht, sondern implizite gegen das Überhandnehmen deterministischer Rechtsformen allgemein. Wenn der Mensch vor einer „Technokratie“ im Recht geschützt werden soll, so gälte es vor allem, der Ausbreitung des deterministischen Organisationsrechts den Riegel zu schieben, oder mit anderen Worten das Privatrecht (im weitesten Sinn) aufzuwerten.»

«Das elektronische Zeitalter ist im Recht zweifellos angebrochen. Dies stellt die juristische Profession und darüber hinaus jeden an rechtlichen Belangen interessierten Zeitgenossen vor neue Situationen. Es gilt nun einerseits, die durch die EDV gebotenen Chancen wahrzunehmen. Auf dokumentarischem Gebiet kann der Computer sehr viel mühselige Arbeit abnehmen, ja, er kann zu viel weitergehenden Dokumentierungsmöglichkeiten verhelfen, als sie dem Rechtsanwender bisher auf manuell-intelektuellem Wege zur Verfügung standen. Dies kann sicher zu einer besser dokumentierten Rechtsanwendung und mithin zu „besserem Recht“ führen. Aber auch auf dem Gebiet der Automatisierung von rechtlichen Entscheidungen, wo diese einwandfrei Organisationsrecht betreffen, kann die EDV vielfältige Aufgaben erfüllen. Anderseits gilt es, angesichts des Überhandnehmens deterministischer Rechtsformen und der daraus resultierenden Technokratisierung des Rechts und des gesellschaftlichen Lebens, das Wesen einer offenen, unspezifischen, in ihrer Allgemeinheit gerechten Rechtsordnung und darüber hinaus den Wert einer freiheitlichen Ordnung überhaupt erneut in das juristische Denken einzubeziehen.»

Sonstiges
Beiträge von Konrad Hummler M1 AG stellt eine Zeichnung dar

M1 AG verfügt über das Privileg, ohne grossen Produktionsdruck das Zeitgeschehen betrachten und Aktualitäten diskutieren zu können. Damit Geistesblitze, überraschende Meinungen, ätzende Kommentare oder originelle Überlegungen nicht verloren gehen, gibt es die Rubrik Miszellen. Die Artikel in dieser Rubrik sind kurz gehalten und thematisch fokussiert.

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Sonstiges
Bachs Kantaten sind Trost und Donner zugleich

Seit Kindheitstagen begleitet mich die Musik des Johann Sebastian Bach durchs Leben.

Von Konrad Hummler

Wenn Träume wahr werden, ist Vorsicht geboten. Denn der so entstandenen Wirklichkeit haftet das Visionäre, Kaum-Mögliche, Eigentlich-Undenkbare, ja Frivole noch immer an. Es steht quer in der Landschaft der Normalität. Aber vor allem: Träume sind zunächst eine individuelle Angelegenheit. Die Transformation zu einer von einem Kollektiv getragenen Bewegung ist jener Prozess, der aus einem Spinner einen Unternehmer macht. Dessen Einsamkeit bleibt dennoch sein grösstes Problem. Der geringste Anflug von Überheblichkeit ist ebenso schädlich wie Gefühle des Selbstzweifels zur Unzeit. Traum und Tragik sind in Wahrheit Geschwister.

Das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach aufzuführen und in Ton und Bild gültig aufzuzeichnen, auf dass eines der wichtigsten abendländischen Vermächtnisse der kommenden Generation weitergegeben werden kann: Das war einer meiner Lebenswünsche. Zart verwurzelt in meinen Kindheitsjahren, als wir Knabensopräne das Duett „Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten“ (BWV 78) von der Kirchenempore zwitscherten, verstärkt durch einige spielbare Ausschnitte aus den Suiten für Violine solo und das E-Dur-Konzert, definitiv verankert durch die mehrfach mitgesungene Matthäuspassion, verselbständigte sich diese Vision irgendwann und bekam durchaus bedrohliche Züge. Nämlich in der Vorstellung, nicht richtig gelebt zu haben, falls „es“ nicht gelänge.

Dass es gelingt, verdanke ich dreierlei Umständen. Erstens, indem ich mitgestaltendes Element einer völlig anderen, wirtschaftlichen Vision wurde, die in die Wirklichkeit umgesetzt wurde. Dass die von uns als ökonomisches Gesamtkunstwerk verstandene Traumbank dann an der Wirklichkeit einer üblen internationalen Auseinandersetzung zerschellte, nährte meine Einsicht, dass mit wahr werdenden Träumen Vorsicht geboten ist. Wer etwas wagt, macht sich angreifbar. Wer jedoch machtlos, klein und allein ist, muss Angreifbarkeit um jeden Preis vermeiden. Dennoch: Der geplatzte Unternehmertraum liess wenigstens genügend Substrat als Basis für den anderen, den kulturellen Traum übrig.

Der zweite Umstand liegt im Zusammentreffen mit Rudolf Lutz. Der Organist, Pianist, Dirigent, Improvisator, Komponist, Didaktiker und Freund vereint genau das, was es zur Umsetzung einer so gigantischen Aufgabe braucht: beharrlichen Dauerimpetus auf höchstem Niveau. Drittes, unverzichtbares Element: Eine familiäre Umgebung, die mich machen lässt. Und nicht nur das: Sie empfindet den notwendigen Kapitaleinsatz nicht als Geldvernichtung, sondern, wie ich und viele andere, als Aufbau eines realen Aktivums, das jeden Gedanken an Verschleuderung einer finanziellen Anwartschaft vergessen lässt.

So gehe ich denn seit nunmehr zwölf Jahren durch mein Leben mit monatlich einer neuen Bachkantate. Einem einzigen Zwanzig- bis Vierzig-Minuten-Stück, das zweifach aufgeführt wird. Das heisst, dieselbe Musik erklingt jeweils doppelt, unterbrochen von einer „Reflexion“, einem Wortvortrag eines interessanten Zeitgenossen. Wir Veranstalter erwarten von diesem eine authentische Auseinandersetzung mit Kantatentext und Musik. Unvergessen sind die Auftritte mittlerweile verstorbener Grössen wie Hugo Loetscher oder Urs Widmer; im Gedächtnis haften bleiben aber auch die Reflexionen einer Sibylle Lewitscharoff, eines Rüdiger Safranski, eines Adolf Muschg oder eines Thomas Held, der eine halbe musikologische Bibliothek verinnerlicht hatte, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.

Die zweifache Aufführung desselben kurzen Werks hat den Vorteil, dass Musiker wie Zuhörer die komplexe Textur beim ersten Durchgang ohne die Panik des „Schon vorbei“ geniessen können, beim zweiten Mal dafür ein „déjà entendu“ erleben. Für uns Produzenten von Live-Aufnahmen liefert sie zusätzliches Material für den Schnitt durch die Ton- und Bildregie und reduziert die notwendigen Nach-Aufnahmen auf ein für Dirigent und Künstler erträgliches Mass. Der dem eigentlichen Konzert vorangehende „Workshop“, ein pädagogisches Feuerwerk unseres Dirigenten Rudolf Lutz, vom Theologen Karl Graf sekundiert, versetzt den regelmässigen Besucher in die Lage, auf angenehm unterhaltsame Weise inkrementell enorm viel über Bach, seine Musik, sein Denken, sein Fühlen zu erfahren. Das prägt.

Dass Bachs Kompositionen zehn und mehr Jahre interessant bleiben würden, wusste ich zuvor. Sonst hätte ich das Riesenprojekt 2006 nie gestartet. Meine Hinwendung weg von der anfänglichen Skepsis des Aufgeklärten zu den barocken Texten hätte ich jedoch so nicht erwartet. Nicht alle, aber die meisten Kantaten sind von ausdrucksstarker, farbenreicher Dichtung geprägt. Gewiss, die Vergänglichkeit spielt eine herausragende Rolle. „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ (BWV 125) – Martin Meyer hielt darüber eine meisterliche Reflexion – oder „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig“ (BWV 26) oder „Komm, du süsse Todesstunde“ (BWV 161) befremden in unserer vordergründig so lebensfrohen Zeit. Dennoch berühren sie, denn unser derzeitiger Lebensmut hat ja auch einen Preis: den Preis der oberflächlichen Frivolität dem gegenüber dem, wogegen Bach sein „Donnerwort“ hinschleudert. Die Aufklärung hat viele Knoten der von Konventionen getragenen Gläubigkeiten durchgehauen oder wenigstens gelockert, aber sie beliess die grossen Fragen unserer Existenz ungelöst: Wo komme ich her, wohin gehe ich, was hat es mit dem Bösen auf sich, was bedeutet „gut“, woher kommt Trost? Und ja, es trifft zu, wir werden laufend ermahnt. „Leichtgesinnte Flattergeister“ (BWV 181) seien wir, „es reisse uns ein schrecklich Ende“ (BWV 90), und verzweifelt ruft der Dichter: „Tue Rechnung, Donnerwort!“ (BWV 168).

Das mag für uns Rechtschaffene schon ein wenig übertrieben sein. Doch: ist solcherlei Ermahnung zu besserer Lebensführung wirklich unzutreffender als jene eines weltanschaulich völlig unverankerten Moralismus, der in Medien und Politik allenthalben anzutreffen ist? Was, wenn die menschliche Hybris einmal implodiert? Und ja, wir werden von Bachs Musik und den barocken Texten getröstet. „Ich steh mit einem Fuss im Grabe“ (BWV 156) half uns mit ihrer Eingangssinfonia über manche dunkle Stunde hinweg, und mit der Kantate „Schmücke dich, o liebe Seele“ (BWV 180) wurden mir die Augen für die Gnade eines zwar vielleicht halbvollen, aber doch reichlich grossen Glases geöffnet.

Bachs Musik ohne hörbaren Bezug zum Text ist unzureichend, denn der Thomaskantor nahm den Inhalt extrem ernst und setzte jede Note bewusst, wählte jeden Rhythmus präzis und gab dem Affekt eine eindeutige Schärfe. Wir lassen deshalb die Orchestermusiker ausgiebig mit den Solisten zusammen proben, auf dass auch sie das Inhaltliche verinnerlichen. Sie sind für uns als Instrumentalisten gleichwertige Verkünder des Wortes; ihre Botschaft muss für die Zuhörer ebenso nachvollziehbar sein wie jene der Gesangssolisten und des Chores. So legen wir bei den Rezitativen grössten Wert auf Farbe und Spannung im Erzählvorgang und lassen den Generalbass durchaus frei innerhalb der vorgegebenen Harmonik improvisieren. So resultieren barocke Gemälde, die selbst bei fremdsprachigem Publikum mit Begeisterung aufgenommen werden.

Darin liegt im übrigen das Überraschendste des wahr gewordenen Traums: in der überwältigenden Rezeption unserer Trogener Produktion in den Social Media. Wir veröffentlichen Teile unserer Aufnahmen auf YouTube, wo die Kantatenteile millionenfach angeklickt werden. Auf Facebook unterhalten wir einen Bachkanal mit rund 300’000 „Freunden“. Die wichtigsten Kunden kommen aus Mexiko, Brasilien und Kalifornien. Unsere Produktion veröffentlichen wir über ein eigenes Streaming-Portal mit minimaler Bezahlschranke. Man kann sich dort nunmehr über hundert Bachkantaten samt Workshops und Reflexionen anschauen und anhören. Entfernte Fans irgendwo im Netz haben mit der Übersetzung der Inhalte ins Englische begonnen, freiwillig und gratis.

Just als Folge dieser Beliebtheit in aller Welt und des spürbaren Drucks, „unseren“ Bach real und authentisch hier und dort und möglichst hautnah erleben zu wollen, kommt nun eine nächste, schwierige Herausforderung auf mein Leben mit Bach zu. Der Deutschlandfunk lud uns 2017 für eine seiner Reformationsmanifestationen, man stelle sich das einmal vor, auf die Wartburg ein, um uns von da aus weltweit auszustrahlen. Wir stehen an einem Wendepunkt: Mein Schweizer Bach wäre in der Lage, einen zweiten, grösseren Bach zu nähren. Einen Europa-Bach sozusagen, einen Strom vielleicht. Dank der unablässigen Speisung aus der allmonatlich sprudelnden Kantatenquelle von Trogen wäre es möglich, Dirigent, Chor und Orchester auf internationaler Ebene zu platzieren. Das müsste nicht einmal nur Bach betreffen; mit gefüllten Sälen im KKL, der Genfer Victoria Hall und der Tonhalle Zürich für Aufführungen von Händels Solomon, Mozarts Idomeneo und Beethovens Neunter bewies der Klangkörper bereits, dass seine konsequente Ausrichtung auf Transparenz und präzises historisches Verständnis nicht bei Bach enden muss. Ganz im Gegenteil: Die Erkenntnisse vom Umgang mit dem komplexen Thomaskantor öffnen die Augen für unerkannte Subtilitäten bei anderen Komponisten.

Ein zweiter Traum könnte also Wirklichkeit werden: Ein einzigartiges Schweizer Kulturprojekt mit internationaler Ausstrahlungskraft, die jener eines Philip Herreweghe, eines John Eliott Gardiner oder eines Ton Kopman und ihren Ensembles kaum nachsteht, sondern diesen grossen Interpreten eine eigenwillige, zusätzliche Sichtweise auf Bach und andere Komponisten zur Seite stellt. Von diesem zweiten Traum müssten andere, Dritte gepackt werden. Ansonsten ist Selbstbeschränkung angezeigt, aber gleichzeitig alles daranzusetzen, das Momentum und sich bietende Gelegenheiten nicht zu verpassen. Der Unternehmer in mir strebt wieder einmal nach Multiplikation. Wird sie Wirklichkeit werden? Vielleicht. Und sonst bleibt’s halt dabei. Trogen liegt an der Goldach. Tönt beinahe wie Goldberg. Ein Leben mit Bach müsste auch damit zufrieden sein. Es ist schon so traumhaft schön.

NZZ vom 8.3.2018, Bachs Kantaten sind Trost und Donner zugleich

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