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„Aus der Frohburg“ Aufzeichnungen zur Herkunft eines Unangepassten

Konrad Hummler (Autor)

Die Schockstarre nach der Stickereikrise hält noch an, die Greuel des Zweiten Weltkriegs sind noch unverdaut, die Reste eines stolzen Bürgertums aus dem 19. Jahrhundert schmelzen wie Frühlingsschnee dahin, doch Aufbruch und Wirtschaftswunder lassen auf sich warten: St. Gallen, eine mittelgrosse Schweizer Stadt in den 1950er Jahren. Ein neugieriger Knabe sieht sich um, entdeckt seine nächste Umgebung, die «Frohburg», ein Vorstadtidyll mit Stallungen, Hinterhof und kleinem Park. Seine Streifzüge durchs Quartier sind aber stets auch von Ängsten geprägt; das «Schlimme», wie er es nennt, lauert für ihn beim Gaswerk, beim Schlachthof, im Volksbad. Er sinnt nach Strategien, um es zu bannen, und wird fündig: Das Schlimme beim Namen nennen, nicht ausweichen oder verdrängen. Mit dieser Grundüberzeugung startet er ins Leben, und eine sehr vielgestaltige Jugendzeit öffnet sich ihm. Sie führt ihn auf selbständige Erkundungsreisen durch halb Europa, auf wochenlange Wanderungen durch Schweizer Berge, lässt ihn kettenrauchen, einen Tonfilm drehen, eine Umweltdemo organisieren (1971 …), Daniel Cohn-Bendit bewundern, die Sowjets und deren Abkömmlinge in der Schweiz hassen, sich von Johann Sebastian Bachs Musik vereinnahmen. Mehr und mehr ergibt sich das Bedürfnis nach einem tieferen Verständnis von Welt- und Wirtschaftsgeschehen, und so wird die Entdeckungsreise in die Wissensgebiete der Rechtswissenschaft, der Ökonomie und der Informatik ausgedehnt: Das «Schlimme» durch Begreifen bannen. Die endgültige Befreiung von den einengenden Konventionen des Denkens erfährt der nunmehr erwachsene Konrad Hummler am andern Ende der Welt, hoch über dem Pazifik, bei nicht untergehender Sonne am Polarkreis.

Verlag: Edition Königstuhl
Erscheinungsjahr: 2021
Preis: CHF 24.00
ISBN: 978-3-907339-00-8

 

Bücher
Vom Kredit zur Schuld

Ivan Adamovich / Christoph Schaltegger (Herausgeber)

Mit Beiträgen von Claudia Aebersold Szalay, Ernst Baltensperger, Jacob Bjorheim, Konrad Hummler, Martin Rhonheimer, Michele Salvi, Gerhard Schwarz, Reto Sonderegger, Tobias Straumann, Kaspar Villiger.

Wenn Verschuldung die Freiheit bedroht.

Kredit ist das Schmiermittel für Fortschritt und Entwicklung. Doch zu viel Kredit kann in die Schuldenfalle führen. Die globalen Schulden betragen heute das Zwei- bis Dreifache der weltweiten Jahresproduktion an Gütern und Dienstleistungen – Tendenz stark steigend. Und Schuldenkrisen haben in der Menschheitsgeschichte immer wieder verheerende Schäden angerichtet. Wo liegen die Ursachen, wo die Grenzen übermässiger Verschuldung? Ab wann bedroht die Verschuldung unsere Freiheit? Und was kann dagegen unternommen werden? Ein interdisziplinäres Buch mit Antworten auf ein altes, aber höchst aktuelles Problem.

Verlag: NZZ Libro
Erscheinungsjahr: 2019
Preis: CHF 38.00
ISBN: 978-3-03810-443-8

Bücher
Wieviel Staat braucht die Schweiz?

Georg Kreis (Herausgeber)

Mit Beiträgen von Katja Gentinetta, René Rhinow, Walter Schmid, Christoph Schaltegger, Paul Schneeberger, Konrad Hummler, Markus Ritter, Astrid Epiney, Rico Valär.

Wie viel Staat braucht die Schweiz? Fachleute aus verschiedenen Denkrichtungen geben neue Antworten auf diese virulente Frage. Das Buch soll helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Wie viel Staat braucht die Schweiz? Eine legitime aber nur schon deswegen destruktive Frage, weil man sie überhaupt stellt. Eine gängige Antwort lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Darin liegt ein Grundvorbehalt, wie man ihn gegenüber einem notwendigen Übel hat. Ist das der richtige Ansatz? Gibt es auch eine Wertschätzung, die davon ausgeht, dass es «zum Glück» Staat und Staatlichkeit gibt? Die Antworten darauf fallen je nach Zeitumständen und Gesellschaftsbereichen unterschiedlich aus. Die Frage nach dem «Wie viel?» ist eng verbunden mit der Frage nach der Art der Regulierung. Fachleute aus diversen Denkrichtungen und Erfahrungsfeldern erörtern diese Fragen und bieten bereichernde Vorlagen für eigenes Weiterdenken in spezifischen Anwendungsbereichen.

Details

Maße: 13 x 21 cm
Buch, Broschiert
ISBN: 978-3-03810-399-8
Erscheinungsdatum: 27.03.2019

NZZ Libro_Wie viel Staat braucht die Schweiz?

Beitrag von Konrad Hummler

Bücher
Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?

Konrad Hummler (Herausgeber), Franz Jaeger (Herausgeber), Progress Foundation (Herausgeber)

Was macht einen Kleinstaat aus? Welche Wege sind für einen Kleinstaat wie die Schweiz tatsächlich umsetzbar? Wie viel Eigenständigkeit ist sinnvoll und möglich? Was bedeutet es für die Schweiz, wenn Europa politisch kippt?
In diesem Buch setzt sich eine interdisziplinäre Autorenschaft mit dem Phänomen Kleinstaat auseinander, skizziert Denkanstösse und Lösungsalternativen. Ein zwingender und dringender Beitrag zur aktuellen Positionierungsdebatte der Schweiz auf dem europäischen Kontinent und in der Welt.

Mit Beiträgen von Carl Baudenbacher, Thomas Bieger, Mathias Binswanger, Micheline Calmy-Rey, Reiner Eichenberger, Heinz Hauser, Karen Horn, Konrad Hummler, Franz Jaeger, Martin Janssen, Beat Kappeler, Hermann Lübbe, Daniel J. Mitchell, Robert Nef, Christoph Schaltegger, Urs Schoettli, Gerhard Schwarz, Rainer J. Schweizer, Hans-Werner Sinn, Michael Wohlgemuth und Stefan C. Wolter.

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Total Data – Total Control

Null-Toleranz in allen Lebensbereichen
Konrad Hummler (Herausgeber), Fabian Schönenberger(Herausgeber), Progress Foundation (Herausgeber)

Wie stark sind unsere Freiheit und Privatsphäre in Zeiten von Big Data bedroht? Eine interdisziplinäre Autorenschaft reflektiert über Auswirkungen und Gefahren der digitalen Kontrolle.
Die modernen Informationstechnologien verbessern sich laufend, und ihre Möglichkeiten scheinen schier grenzenlos. Alle realen Geschehnisse werden detailgenau erfasst und sind beliebig auswertbar – Big Data ist zum Begriff der Stunde geworden. Die erhöhte Granularität der Daten eröffnet grundsätzlich die Möglichkeit zur Totalkontrolle der Individuen. Zusammen mit einer allgemeinen, zeitgeistig erkennbaren Akzeptanz ergibt sich vielleicht eine Hinwendung zu einer neuen Kompromisslosigkeit – mit unabsehbaren Folgen. Das Buch «Total Data – Total Control» befasst sich mit der Frage der individuellen Bewegungs- und Gestaltungsfreiheit vor genau diesem Hintergrund. Die Aufsätze einer interdisziplinären Autorenschaft regen zum Denken an und fördern die Debatte zu diesem Thema.

Mit Beiträgen von Mathis Brauchbar, Bruno S. Frey, Hannes Grassegger, Allan Guggenbühl, Ernst Hafen, Matthias Haller, Matthias Holenstein, Konrad Hummler, Martin Killias, Martin Meyer, Fabian Schönenberger, Roberto Simanowski und Frank Urbaniok.

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Versuch, Irrtum, Deutung

Konrad Hummler
Anlagekommentare 1990-2010

Messerscharfe Analysen – visionäre Thesen

Erstmals liegen Konrad Hummlers Anlagekommentare gesammelt vor. Ob Ostblock in Auflösung, schwindende Bedeutung der Politik, Corporate Governance oder Zukunft des Bankgeheimnisses – alle relevanten Themen der letzten zwanzig Jahre kommen zum Zug. Pointiert formuliert und weitsichtig erörtert, erschliessen sich die komplexen Zusammenhänge auch dem Laien im Nu.

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Bundesverfassung und Verfassungsentwurf: Eine ökonomisch-rechtliche Analyse

Martin Janssen
Konrad Hummler

«Ende 1977 hat eine Expertenkommission für die Vorbereitung einer Totalrevision der Bundesverfassung unter Leitung von Bundesrat Dr. Kurt Furgler einen Verfassungsentwurf (VE)1 vorgestellt. Seither sind in den meisten Tageszeitungen und in wissenschaftlich Publikationen verschiedene Aspekte des VE zur Diskussion gelangt.
Die vorliegende Arbeit möchte diese Diskussion zum einen fortführen und vertiefen, zum anderen jedoch versuchen, dem VE als Ganzheit mit einer etwas umfassenderen Analyse gerecht zu werden. Es ist aber nicht das Ziel dieser Untersuchung, jeden einzelnen Artikel des Entwurfs zu analysieren und zu kommentieren. In dieser Arbeit sollen vielmehr die folgenden analytischen Schwerpunkte gesetzt werden:

  • Staatsidee und Verfassungsverständnis im VE:
    – Wesen und Ziele der Schweizerischen Eidgenossenschaft (VE erster Teil, 1. Kapitel)
    – Grundrechte (VE erster Teil, 3. Kapitel)
  • Sozialordnung, Eigentumspolitik und Wirtschaftspolitik im VE (VE erster Teil, 4. Kapitel)
  • Das Föderalismusverständnis im VE
    – Verantwortung von Bund und Kantonen (VE zweiter Teil, 3. Kapitel)
    – Volk und Stände (VE dritter Teil, 1. Kapitel)

Zuvor werden geschichtliche, formelle und grundsätzliche Fragen zur Totalrevision sowie methodische Aspekte behandelt. Eine kurze Zusammenfassung schliesst die Arbeit ab.»

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Stadtstaat – Utopie oder realistisches Modell?

Theoretiker und Praktiker in der Debatte

Erstmals setzt sich eine fächerübergreifende Autorenschaft mitdem Phänomen Stadtstaat auseinander, um eine gesellschaftliche Diskussion über die Positionierung eines Kleinstaates in Europa und in einer globalisierten Welt einzuleiten. Was macht den City State aus? Wie spielt er komparative Vorteile wie Machtbalance, Urbanität und Neutralität gegen die inhärente Verwundbarkeit durch Auslandsabhängigkeit, binnenwirtschaftliche Isolierungund räumliche Enge aus? Ist das City-State-Konzept als möglicher dritter Weg für die Schweiz umsetzbar? Diesen Fragen gehen 15 Autoren aus Sicht von Politik, Wirtschaft, Soziologie und Sicherheittheoretisch und empirisch nach.

ISBN 978-3-03823-708-2 (vergriffen)

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Value at Risk im Vermögensverwaltungsgeschäft

Herausgegeben von Otto Bruderer und Konrad Hummler

Das öffentliche Beschaffungsrecht enthält Regeln zur staatlichen Vergabe von Liefer-, Dienstleistungs- und Bauaufträgen. Öffentliche Beschaffungen werden sowohl auf Bundes- wie auf kantonaler Ebene oberhalb rechtlich festgelegter Schwellenwerte im offenen oder im selektiven Verfahren vergeben. Unterhalb dieser Schwellenwerte ist entweder ein Einladungsverfahren oder ein freihändiges Verfahren anwendbar. Dieser unterschwellige Vergabebereich darf nicht unterschätzt werden. Das Auftragsvolumen, das in diesen Verfahren vergeben wird, ist beträchtlich. Die vorliegende Dissertation behandelt das Einladungsverfahren, das in der Praxis äusserst wichtig, aber bisher noch weitgehend unbearbeitet geblieben ist. Im ersten Teil wird zunächst ein Überblick über die Rechtsgrundlagen im öffentlichen Beschaffungswesen gegeben, gefolgt von einer Einführung zum Einladungsverfahren. Der zweite Teil setzt sich umfassend mit dem Verfahrensablauf des Einladungsverfahrens auseinander. Dabei werden zahlreiche Probleme aufgezeigt, die bis anhin nicht erörtert worden sind. Im abschliessenden dritten Teil folgt eine Gesamtwürdigung des Einladungsverfahrens. Es werden insbesondere die Vereinbarkeit des Verfahrens mit den Vergabegrundsätzen und die besondere Missbrauchsanfälligkeit untersucht. Die Arbeit schliesst mit Gedanken zu möglichen Alternativen zum heute praktizierten Einladungsverfahren.

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Das Recht auf sich selbst

Bedrohte Privatsphäre im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit

Konrad Hummler (Autor), Gerhard Schwarz (Herausgeber)

Die Terrorakte vom 11. September 2001 haben der grundlegenden Frage nach dem Spannungsfeld zwischen «Sicherheit» und «Freiheit» zusätzliche Brisanz verliehen. Wie weit darf der Staat unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung in die individuelle Privatsphäre eingreifen? Welche Risiken und welche Chancen bergen die sukzessive internationale Rechtsvereinheitlichung und der globale Datenaustausch für die Privatsphäre des Einzelnen? Wie stark und in welcher Weise wirken der technische und der naturwissenschaftliche Fortschritt auf die Privatsphäre? Die Zürcher Progress Foundation hat sich mit diesen Themen in mehreren geschlossenen Workshops und öffentlichen Economic Conferences auseinandergesetzt. Texte, die an diesen Veranstaltungen diskutiert und Referate, die dort gehalten wurden, werden nun zusammen mit Originalbeiträgen zu einem Sammelband vereint. Das Buch will in einer Zeit von staatlicher Umverteilung, Zentralisierung und Überwachung ein Zeichen für den Wert des Privaten setzen. Ausgangspunkt ist eine klassisch-liberale Haltung, welche sich für die nachhaltige Stärkung einer auf Wettbewerb, Privateigentum und Verantwortung beruhenden Zivilgesellschaft einsetzt.

ISBN 978-3-03823-052-6

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Persönlichkeit und Verantwortung

Erinnerungen an Robert Holzach

Herausgegeben von Konrad Hummler, Martin Meyer und Urs Rinderknecht

Auszug aus der Zusammenfassung:

„Jede Zeit bringt ihre eigenen Eliten hervor. Robert Holzach hatte nichts gegen Funktionseliten einzuwenden. Aber er begriff die Aufgaben von Eliten im erweiterten Sinn des Wortes mehr noch als Mandate über das Spezifische hinaus im Blick auf das Ganze. Das Ganze meinte dann etwa das Wechselspiel zwischen Wirtschaft und Gesellschaft oder auch zwischen Politik und Kultur. Anders gesagt, Holzach plädierte für ein Denken in Zusammenhängen und handelte danach, womit er sich in der Öffentlichkeit grossen Respekt weit über sein Fachgebiet hinaus erwarb.“

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Automatisierte Rechtsanwendung und Rechtsdokumentation

Zur Eignung von Rechtssystemen für die Anwendung mittels elektronischer Datenverarbeitung

Auszug aus der Zusammenfassung:

«Als Ergebnis des zweiten Kapitels, in dem wir untersuchten, welche Bedingungen an ein Rechtssystem für die Automatisierung rechtlicher Entscheidungen gestellt werden, wiesen wir auf den prinzipiellen Unterschied ziwschen „gesetztem“, deterministischem, auf spezifische Zwecke und auf nach ihrer Art zum voraus als bekannt angenommener Fallkategorien ausgerichtetem Organisatonsrecht („Thesis“) und einer „entstandenen“, in ihren spezifischen Auswirkungen unbekannten, übergeordneten Rechtsordnung („Nomos“) hin. Die Automatisierung von rechtlichen Entscheidungen ist in der ersten Art von Recht unter bestimmten Voraussetzungen durchaus möglich, währenddem sie in der zweiten Art Recht keineswegs Platz greifen kann. Die Angst vor dem „Justizautomaten“, wie sie bei vielen Rechtsdenkern zum Ausdruck kommt, richtet sich deshalb nicht eigentlich gegen die Anwendung der EDV im Recht, sondern implizite gegen das Überhandnehmen deterministischer Rechtsformen allgemein. Wenn der Mensch vor einer „Technokratie“ im Recht geschützt werden soll, so gälte es vor allem, der Ausbreitung des deterministischen Organisationsrechts den Riegel zu schieben, oder mit anderen Worten das Privatrecht (im weitesten Sinn) aufzuwerten.»

«Das elektronische Zeitalter ist im Recht zweifellos angebrochen. Dies stellt die juristische Profession und darüber hinaus jeden an rechtlichen Belangen interessierten Zeitgenossen vor neue Situationen. Es gilt nun einerseits, die durch die EDV gebotenen Chancen wahrzunehmen. Auf dokumentarischem Gebiet kann der Computer sehr viel mühselige Arbeit abnehmen, ja, er kann zu viel weitergehenden Dokumentierungsmöglichkeiten verhelfen, als sie dem Rechtsanwender bisher auf manuell-intelektuellem Wege zur Verfügung standen. Dies kann sicher zu einer besser dokumentierten Rechtsanwendung und mithin zu „besserem Recht“ führen. Aber auch auf dem Gebiet der Automatisierung von rechtlichen Entscheidungen, wo diese einwandfrei Organisationsrecht betreffen, kann die EDV vielfältige Aufgaben erfüllen. Anderseits gilt es, angesichts des Überhandnehmens deterministischer Rechtsformen und der daraus resultierenden Technokratisierung des Rechts und des gesellschaftlichen Lebens, das Wesen einer offenen, unspezifischen, in ihrer Allgemeinheit gerechten Rechtsordnung und darüber hinaus den Wert einer freiheitlichen Ordnung überhaupt erneut in das juristische Denken einzubeziehen.»

Sonstiges
Beiträge von Konrad Hummler M1 AG stellt eine Zeichnung dar

M1 AG verfügt über das Privileg, ohne grossen Produktionsdruck das Zeitgeschehen betrachten und Aktualitäten diskutieren zu können. Damit Geistesblitze, überraschende Meinungen, ätzende Kommentare oder originelle Überlegungen nicht verloren gehen, gibt es die Rubrik Miszellen. Die Artikel in dieser Rubrik sind kurz gehalten und thematisch fokussiert.

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Sonstiges
Die Schweiz und die EU — Unsere Substanz nicht verwässern

Von Konrad Hummler und Tito Tettamanti
Mit erheblichem publizistischen Aufwand hat der Think Tank Avenir Suisse kürzlich ein „Weissbuch Schweiz. Sechs Skizzen der Zukunft“ veröffentlicht. Das Buch ist gut leserlich und sehr gut aufgemacht. Es fordert die Leserinnen und Leser zu einer europapolitischen Debatte „ohne Denkverbote“ auf. Das ist begrüssenswert. Beginnen wir damit.
Eindeutiger Wunsch
Sechs verschiedene Szenarien: Das sieht nach Unvoreingenommenheit und fairem Abwägen von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Wahlmöglichkeiten unseres Landes aus. Doch die Methode des Weissbuchs ist so angelegt, dass jene zwei Zukunftsszenarien am besten abschneiden, die eine vollständige Integration beziehungsweise eine sehr weitgehende Anbindung an die Europäische Union beinhalten. Hintergrund für diese faktische Beitrittsempfehlung bildet erstens die These, unser Land sei reformunfähig geworden und brauche den äusseren Anstoss, um seine Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen. Diese Sichtweise begünstigt a priori die übernationale Organisation mit Durchsetzungsmacht gegenüber den Beharrungskräften im Innern. Zweitens vermutet Avenir Suisse, eine auf den Weltmarkt ausgerichtete Wirtschaft benötige sowohl einen genügend breitabgestützten Heimmarkt als auch eine adäquate politische Machtbasis; der Wert von Agilität wird dagegen geringgeschätzt. Drittens sind die Verfasser der Ansicht, Mitgliedschaft oder enge Adhäsion brächten punkto Gestaltungsmöglichkeiten eher Vor- als Nachteile. Zur Verortung ihrer Szenarien benutzen sie die Gegensatzpaare „Korporatismus versus offene Märkte“ und „Integration versus Autonomie“. Die beiden Wunschszenarien – „Europäische Normalität“ und „Tragfähige Partnerschaft“ – landen im rechten oberen Quadranten und versprechen mithin grosse Offenheit bei gleichzeitig weitgehendem Verzicht auf Autonomie. Kurz gefasst: je integrierter (in die EU), desto besser würde es uns gemäss Avenir Suisse gehen. Als Massstab dient der voraussichtliche Grad allgemeiner Wohlfahrt, gemessen an einem Bündel performanceorientierter Faktoren. Im extremsten Szenario würde dafür sogar die eigene Währung geopfert. Das Weissbuch soll gemäss Avenir-Suisse-Direktor Peter Grünenfelder die Europa-Debatte in der Schweiz „enttabuisieren“. Der Vollbeitritt ist dabei aber nicht nur Option, sondern offenkundiger Wunsch.
Gegen eine Debatte – auch über die Extremvariante des Vollbeitritts – ist nichts einzuwenden. Wir sind uns jedoch eines diesbezüglichen Tabus nicht bewusst. Im Gegenteil verspüren wir seit je mindestens implizit eine hohe Affinität gewisser Kreise gegenüber Brüssel, vor allem unter Politikern, in der Verwaltung und in Teilen der Wirtschaft. Das vermeintliche Tabu des Vollbeitritts ist dort eher ein der gegenwärtigen innenpolitischen Wetterlage geschuldeter Pragmatismus. Mittelfristig möchte man dagegen in Bern und anderswo endlich der „europäischen Normalität“ (Avenir Suisse) entsprechen. Aber wenn schon Tabus gebrochen werden sollen, dann bitte auch jener Automatismus, der jegliche EU-Skepsis unweigerlich in die Schmuddelecke der „Nationalkonservativen“ und des „Populismus“ verfrachtet. Inklusion statt Ausgrenzung auch gegenläufiger Ansichten müsste das Ziel einer ehrlich geführten Debatte unter mündigen Bürgern sein.
Welche EU?
Obschon im „Weissbuch“ in groben Zügen verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten der EU zur Sprache kommen, beziehen sich die sechs Verhaltensszenarios der Schweiz auf ein implizit konstantes und insgesamt positives Bild der EU. Avenir Suisse hat sich vor dem Weissbuch mehrfach, wenn auch nicht immer konsistent zur Europafrage geäussert, zuletzt 2015 in der Schrift «Bilateralismus – was sonst? Seither hat sich die Situation der EU stark verändert, aber, wie wir meinen, nicht zum Guten hin. Stichwortartig erwähnt seien das wachsende Demokratiedefizit, die ungelöste Staatsschuldenkrise und die Migrationsproblematik, die extremen Wohlstandsdifferenzen in der EU, das Damoklesschwert der Targetsalden, der gequälte Umgang mit dem Brexit, die französischen Vorschläge zur Vertiefung der EU mit erheblichen Folgekosten usw. Schliesslich hat sich auch die weltpolitische Grosswetterlage deutlich verändert: Vom Trittbrettfahrerkontinent Europa werden von Seiten der USA plötzlich Leistungen verlangt, derweil an der Ost-und Südostgrenze erfolgreiche Potentaten für Ungemach sorgen.
Ernstzunehmende Szenarientechnik müsste im Sinne einer Matrix beide Seiten dynamisch halten. Von der Entwicklung der EU nur das Beste anzunehmen, ist nicht seriös. Vielmehr muss man fragen: In welche Art von EU hinein würden bzw. sollten wir uns integrieren? Ist es wirklich so unklug, eine genügende Ferne zu Brüssel aufrechtzuerhalten? Die Illusion, wir könnten in irgendeiner Weise die Entwicklungen beeinflussen, sollten wir realistischerweise gleich aufgeben. Dass der Souveränitätsverlust durch die Mitwirkungsmöglichkeiten kompensiert werden könnte, erscheint angesichts der faktischen Gewichtsverhältnisse in der EU reichlich naiv.
Stimmen die Zielgrössen?
Zur Kritik am statischen und damit zu positiven Europabild kommen methodische Vorbehalte. Zur Vorbereitung dieses Aufsatzes legten wir das Koordinatenkreuz „Korporatismus – offene Märkte“ und „Autonomie – Integration“ einer Gruppe junger Ökonomen vor. Diese quittierten lachend: „Das weiss jeder Student spätestens bei der Bachelorarbeit – man hat die Koordinaten so zu wählen, dass das Wunschszenario rechts oben landet!“ Wir haben den Eindruck, dass sich formallogische Fragezeichen sowohl bei der Paarung der Gegensätze ergeben als auch bei der Wahl des Koordinatensystems schlechthin.
Hätten wir ein „Weissbuch“ schreiben müssen, wäre unsere Wahl eher auf die Gegensatzpaare „Erhalt schweizerischer Substanz versus Verlust derselben“ sowie „Handlungsfreiheit versus Drittbestimmung“ gefallen. Auch diese Paarungen wären natürlich diskutabel. Aber eines ist gewiss: die sechs Szenarien des Weissbuchs, so sie überhaupt sinnvoll sind, wären in anderen Quadranten gelandet. Dabei geht es nicht um eine intellektuelle Turnübung, im Gegenteil: Es gibt sie eben, die schweizerische Substanz, und sie unterscheidet sich von der historisch gesehen weitgehend unerprobten Substanz der EU dermassen, dass eine weitergehende Integration unweigerlich die Selbstaufgabe des typisch Schweizerischen bedeutete. Wir sind ein „Bottom up-Land“, der Rest von Europa ist mehr oder minder obrigkeitlicher Natur. „Nationalstaat“ ist für die Schweiz als Begriff nicht wirklich treffend; vielmehr handelt es sich um eine einzigartige, subsidiär gewollte Organisationsform, in der sich viele Aufgaben der Gesellschafts-, Sozial- und Wirtschaftspolitik offenkundig gut lösen lassen. Die Schweiz ermöglicht seit je Bürgernähe, Kosteneffizienz und kulturelle Vielfalt. Voraussetzung dafür bildet eine genügende Unterscheidung und Abgrenzung: Freiheitlichkeit, Rechtsstaatlichkeit, direkte Demokratie und Föderalismus sind unverzichtbare Qualitäten unseres Landes und zwingen zu hinreichender Souveränität, auch in einer komplexen und vernetzten Welt. Wir sind dezidiert der Ansicht, dass es genau diese Qualitäten sind, also im weitesten Sinn der schweizerische Kapitalstock und unsere Fähigkeit, ihn zu bewahren und zu äufnen, die uns global gesehen dermassen attraktiv machen.
Als Unternehmer haben wir mehrfach die Erfahrung gemacht, dass eine Managerclique eine Firma nach und nach ihrer eigentlichen Substanz beraubte, weil sie vordergründigen, performanceorientierten Indikatoren nachrannte. Meistens gelangte man dann an einen Punkt, an dem die Verhältnisse kippten, das beste Personal die Unternehmung fluchtartig verliess, Reputation und Marke Schaden litten und der wirtschaftliche Misserfolg nicht ausblieb. Ein Zurück gibt es in solchen Fällen kaum oder nur zu einem sehr hohen Preis. Performance oder Substanz: Dieser Debatte kann man sich nicht entziehen. Wenn sich Europa anschickt, multipolar zu werden, wenn in einzelnen Ländern politisch Unerfahrene und Unwägbare an die Macht gelangen, wenn im fernen Osten ein neuer Hegemon seine Ansprüche geltend macht – ist es dann nicht töricht, auf ein vielleicht zerfallendes, mit Sicherheit aber um seine innere Verfassung schmerzhaft ringendes Gebilde zu setzen?
Vorbereitungshandlung?
Man kann sich fragen, was die Verantwortlichen von Avenir Suisse – neben persönlichen Vorlieben – dazu getrieben hat, ausgerechnet jetzt eine solche europapolitische Avance zu lancieren. Die Vermutung liegt nahe, man wolle damit taktisch den Weg für ein vielleicht dann doch nicht so optimales Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz ebnen. „Beitritt nein, Rahmenabkommen ja“ entspräche dem machiavellistisch erzielten Kompromiss zwischen einem offenkundigen Nicht-Ziel und einer angeblich akzeptablen Lösung. Wir empfehlen daher auch für das in Bälde zu erwartende Verhandlungsresultat, ganz im Sinne des «Weissbuchs» auf Denkverbote zu verzichten, die objektiv feststellbaren Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen und mögliche ungünstige Entwicklungen der EU in die Überlegungen einzuschliessen. An sich sind die roten Linien für ein Rahmenabkommen klar: Aufgabe der Guillotineklausel für die bisherigen Vertragsbestandteile, Verankerung eines echten (!) Schiedsgerichts ohne Hoheit des Europäischen Gerichtshofs über unser Land, materielle Beschränkung auf den bisherigen bilateralen Vertragsbestand. Was darüber hinausgeht hat das Potential zur Verwässerung unserer Substanz und zur Verminderung unserer Handlungsfreiheit.
Konrad Hummler, *1953, ist Partner der M1AG, eines Think Tanks für strategische Zeitfragen.
Tito Tettamanti, *1930, ist Rechtsanwalt und Unternehmer

Erschienen in der NZZ, 3.7.2018, „Die Schweiz und die EU“

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