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„Aus der Frohburg“ Aufzeichnungen zur Herkunft eines Unangepassten

Konrad Hummler (Autor)

Die Schockstarre nach der Stickereikrise hält noch an, die Greuel des Zweiten Weltkriegs sind noch unverdaut, die Reste eines stolzen Bürgertums aus dem 19. Jahrhundert schmelzen wie Frühlingsschnee dahin, doch Aufbruch und Wirtschaftswunder lassen auf sich warten: St. Gallen, eine mittelgrosse Schweizer Stadt in den 1950er Jahren. Ein neugieriger Knabe sieht sich um, entdeckt seine nächste Umgebung, die «Frohburg», ein Vorstadtidyll mit Stallungen, Hinterhof und kleinem Park. Seine Streifzüge durchs Quartier sind aber stets auch von Ängsten geprägt; das «Schlimme», wie er es nennt, lauert für ihn beim Gaswerk, beim Schlachthof, im Volksbad. Er sinnt nach Strategien, um es zu bannen, und wird fündig: Das Schlimme beim Namen nennen, nicht ausweichen oder verdrängen. Mit dieser Grundüberzeugung startet er ins Leben, und eine sehr vielgestaltige Jugendzeit öffnet sich ihm. Sie führt ihn auf selbständige Erkundungsreisen durch halb Europa, auf wochenlange Wanderungen durch Schweizer Berge, lässt ihn kettenrauchen, einen Tonfilm drehen, eine Umweltdemo organisieren (1971 …), Daniel Cohn-Bendit bewundern, die Sowjets und deren Abkömmlinge in der Schweiz hassen, sich von Johann Sebastian Bachs Musik vereinnahmen. Mehr und mehr ergibt sich das Bedürfnis nach einem tieferen Verständnis von Welt- und Wirtschaftsgeschehen, und so wird die Entdeckungsreise in die Wissensgebiete der Rechtswissenschaft, der Ökonomie und der Informatik ausgedehnt: Das «Schlimme» durch Begreifen bannen. Die endgültige Befreiung von den einengenden Konventionen des Denkens erfährt der nunmehr erwachsene Konrad Hummler am andern Ende der Welt, hoch über dem Pazifik, bei nicht untergehender Sonne am Polarkreis.

Verlag: Edition Königstuhl
Erscheinungsjahr: 2021
Preis: CHF 24.00
ISBN: 978-3-907339-00-8

 

Bücher
Vom Kredit zur Schuld

Ivan Adamovich / Christoph Schaltegger (Herausgeber)

Mit Beiträgen von Claudia Aebersold Szalay, Ernst Baltensperger, Jacob Bjorheim, Konrad Hummler, Martin Rhonheimer, Michele Salvi, Gerhard Schwarz, Reto Sonderegger, Tobias Straumann, Kaspar Villiger.

Wenn Verschuldung die Freiheit bedroht.

Kredit ist das Schmiermittel für Fortschritt und Entwicklung. Doch zu viel Kredit kann in die Schuldenfalle führen. Die globalen Schulden betragen heute das Zwei- bis Dreifache der weltweiten Jahresproduktion an Gütern und Dienstleistungen – Tendenz stark steigend. Und Schuldenkrisen haben in der Menschheitsgeschichte immer wieder verheerende Schäden angerichtet. Wo liegen die Ursachen, wo die Grenzen übermässiger Verschuldung? Ab wann bedroht die Verschuldung unsere Freiheit? Und was kann dagegen unternommen werden? Ein interdisziplinäres Buch mit Antworten auf ein altes, aber höchst aktuelles Problem.

Verlag: NZZ Libro
Erscheinungsjahr: 2019
Preis: CHF 38.00
ISBN: 978-3-03810-443-8

Bücher
Wieviel Staat braucht die Schweiz?

Georg Kreis (Herausgeber)

Mit Beiträgen von Katja Gentinetta, René Rhinow, Walter Schmid, Christoph Schaltegger, Paul Schneeberger, Konrad Hummler, Markus Ritter, Astrid Epiney, Rico Valär.

Wie viel Staat braucht die Schweiz? Fachleute aus verschiedenen Denkrichtungen geben neue Antworten auf diese virulente Frage. Das Buch soll helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Wie viel Staat braucht die Schweiz? Eine legitime aber nur schon deswegen destruktive Frage, weil man sie überhaupt stellt. Eine gängige Antwort lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Darin liegt ein Grundvorbehalt, wie man ihn gegenüber einem notwendigen Übel hat. Ist das der richtige Ansatz? Gibt es auch eine Wertschätzung, die davon ausgeht, dass es «zum Glück» Staat und Staatlichkeit gibt? Die Antworten darauf fallen je nach Zeitumständen und Gesellschaftsbereichen unterschiedlich aus. Die Frage nach dem «Wie viel?» ist eng verbunden mit der Frage nach der Art der Regulierung. Fachleute aus diversen Denkrichtungen und Erfahrungsfeldern erörtern diese Fragen und bieten bereichernde Vorlagen für eigenes Weiterdenken in spezifischen Anwendungsbereichen.

Details

Maße: 13 x 21 cm
Buch, Broschiert
ISBN: 978-3-03810-399-8
Erscheinungsdatum: 27.03.2019

NZZ Libro_Wie viel Staat braucht die Schweiz?

Beitrag von Konrad Hummler

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Kleinstaat Schweiz – Auslauf- oder Erfolgsmodell?

Konrad Hummler (Herausgeber), Franz Jaeger (Herausgeber), Progress Foundation (Herausgeber)

Was macht einen Kleinstaat aus? Welche Wege sind für einen Kleinstaat wie die Schweiz tatsächlich umsetzbar? Wie viel Eigenständigkeit ist sinnvoll und möglich? Was bedeutet es für die Schweiz, wenn Europa politisch kippt?
In diesem Buch setzt sich eine interdisziplinäre Autorenschaft mit dem Phänomen Kleinstaat auseinander, skizziert Denkanstösse und Lösungsalternativen. Ein zwingender und dringender Beitrag zur aktuellen Positionierungsdebatte der Schweiz auf dem europäischen Kontinent und in der Welt.

Mit Beiträgen von Carl Baudenbacher, Thomas Bieger, Mathias Binswanger, Micheline Calmy-Rey, Reiner Eichenberger, Heinz Hauser, Karen Horn, Konrad Hummler, Franz Jaeger, Martin Janssen, Beat Kappeler, Hermann Lübbe, Daniel J. Mitchell, Robert Nef, Christoph Schaltegger, Urs Schoettli, Gerhard Schwarz, Rainer J. Schweizer, Hans-Werner Sinn, Michael Wohlgemuth und Stefan C. Wolter.

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Total Data – Total Control

Null-Toleranz in allen Lebensbereichen
Konrad Hummler (Herausgeber), Fabian Schönenberger(Herausgeber), Progress Foundation (Herausgeber)

Wie stark sind unsere Freiheit und Privatsphäre in Zeiten von Big Data bedroht? Eine interdisziplinäre Autorenschaft reflektiert über Auswirkungen und Gefahren der digitalen Kontrolle.
Die modernen Informationstechnologien verbessern sich laufend, und ihre Möglichkeiten scheinen schier grenzenlos. Alle realen Geschehnisse werden detailgenau erfasst und sind beliebig auswertbar – Big Data ist zum Begriff der Stunde geworden. Die erhöhte Granularität der Daten eröffnet grundsätzlich die Möglichkeit zur Totalkontrolle der Individuen. Zusammen mit einer allgemeinen, zeitgeistig erkennbaren Akzeptanz ergibt sich vielleicht eine Hinwendung zu einer neuen Kompromisslosigkeit – mit unabsehbaren Folgen. Das Buch «Total Data – Total Control» befasst sich mit der Frage der individuellen Bewegungs- und Gestaltungsfreiheit vor genau diesem Hintergrund. Die Aufsätze einer interdisziplinären Autorenschaft regen zum Denken an und fördern die Debatte zu diesem Thema.

Mit Beiträgen von Mathis Brauchbar, Bruno S. Frey, Hannes Grassegger, Allan Guggenbühl, Ernst Hafen, Matthias Haller, Matthias Holenstein, Konrad Hummler, Martin Killias, Martin Meyer, Fabian Schönenberger, Roberto Simanowski und Frank Urbaniok.

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Versuch, Irrtum, Deutung

Konrad Hummler
Anlagekommentare 1990-2010

Messerscharfe Analysen – visionäre Thesen

Erstmals liegen Konrad Hummlers Anlagekommentare gesammelt vor. Ob Ostblock in Auflösung, schwindende Bedeutung der Politik, Corporate Governance oder Zukunft des Bankgeheimnisses – alle relevanten Themen der letzten zwanzig Jahre kommen zum Zug. Pointiert formuliert und weitsichtig erörtert, erschliessen sich die komplexen Zusammenhänge auch dem Laien im Nu.

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Bundesverfassung und Verfassungsentwurf: Eine ökonomisch-rechtliche Analyse

Martin Janssen
Konrad Hummler

«Ende 1977 hat eine Expertenkommission für die Vorbereitung einer Totalrevision der Bundesverfassung unter Leitung von Bundesrat Dr. Kurt Furgler einen Verfassungsentwurf (VE)1 vorgestellt. Seither sind in den meisten Tageszeitungen und in wissenschaftlich Publikationen verschiedene Aspekte des VE zur Diskussion gelangt.
Die vorliegende Arbeit möchte diese Diskussion zum einen fortführen und vertiefen, zum anderen jedoch versuchen, dem VE als Ganzheit mit einer etwas umfassenderen Analyse gerecht zu werden. Es ist aber nicht das Ziel dieser Untersuchung, jeden einzelnen Artikel des Entwurfs zu analysieren und zu kommentieren. In dieser Arbeit sollen vielmehr die folgenden analytischen Schwerpunkte gesetzt werden:

  • Staatsidee und Verfassungsverständnis im VE:
    – Wesen und Ziele der Schweizerischen Eidgenossenschaft (VE erster Teil, 1. Kapitel)
    – Grundrechte (VE erster Teil, 3. Kapitel)
  • Sozialordnung, Eigentumspolitik und Wirtschaftspolitik im VE (VE erster Teil, 4. Kapitel)
  • Das Föderalismusverständnis im VE
    – Verantwortung von Bund und Kantonen (VE zweiter Teil, 3. Kapitel)
    – Volk und Stände (VE dritter Teil, 1. Kapitel)

Zuvor werden geschichtliche, formelle und grundsätzliche Fragen zur Totalrevision sowie methodische Aspekte behandelt. Eine kurze Zusammenfassung schliesst die Arbeit ab.»

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Stadtstaat – Utopie oder realistisches Modell?

Theoretiker und Praktiker in der Debatte

Erstmals setzt sich eine fächerübergreifende Autorenschaft mitdem Phänomen Stadtstaat auseinander, um eine gesellschaftliche Diskussion über die Positionierung eines Kleinstaates in Europa und in einer globalisierten Welt einzuleiten. Was macht den City State aus? Wie spielt er komparative Vorteile wie Machtbalance, Urbanität und Neutralität gegen die inhärente Verwundbarkeit durch Auslandsabhängigkeit, binnenwirtschaftliche Isolierungund räumliche Enge aus? Ist das City-State-Konzept als möglicher dritter Weg für die Schweiz umsetzbar? Diesen Fragen gehen 15 Autoren aus Sicht von Politik, Wirtschaft, Soziologie und Sicherheittheoretisch und empirisch nach.

ISBN 978-3-03823-708-2 (vergriffen)

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Value at Risk im Vermögensverwaltungsgeschäft

Herausgegeben von Otto Bruderer und Konrad Hummler

Das öffentliche Beschaffungsrecht enthält Regeln zur staatlichen Vergabe von Liefer-, Dienstleistungs- und Bauaufträgen. Öffentliche Beschaffungen werden sowohl auf Bundes- wie auf kantonaler Ebene oberhalb rechtlich festgelegter Schwellenwerte im offenen oder im selektiven Verfahren vergeben. Unterhalb dieser Schwellenwerte ist entweder ein Einladungsverfahren oder ein freihändiges Verfahren anwendbar. Dieser unterschwellige Vergabebereich darf nicht unterschätzt werden. Das Auftragsvolumen, das in diesen Verfahren vergeben wird, ist beträchtlich. Die vorliegende Dissertation behandelt das Einladungsverfahren, das in der Praxis äusserst wichtig, aber bisher noch weitgehend unbearbeitet geblieben ist. Im ersten Teil wird zunächst ein Überblick über die Rechtsgrundlagen im öffentlichen Beschaffungswesen gegeben, gefolgt von einer Einführung zum Einladungsverfahren. Der zweite Teil setzt sich umfassend mit dem Verfahrensablauf des Einladungsverfahrens auseinander. Dabei werden zahlreiche Probleme aufgezeigt, die bis anhin nicht erörtert worden sind. Im abschliessenden dritten Teil folgt eine Gesamtwürdigung des Einladungsverfahrens. Es werden insbesondere die Vereinbarkeit des Verfahrens mit den Vergabegrundsätzen und die besondere Missbrauchsanfälligkeit untersucht. Die Arbeit schliesst mit Gedanken zu möglichen Alternativen zum heute praktizierten Einladungsverfahren.

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Das Recht auf sich selbst

Bedrohte Privatsphäre im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit

Konrad Hummler (Autor), Gerhard Schwarz (Herausgeber)

Die Terrorakte vom 11. September 2001 haben der grundlegenden Frage nach dem Spannungsfeld zwischen «Sicherheit» und «Freiheit» zusätzliche Brisanz verliehen. Wie weit darf der Staat unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung in die individuelle Privatsphäre eingreifen? Welche Risiken und welche Chancen bergen die sukzessive internationale Rechtsvereinheitlichung und der globale Datenaustausch für die Privatsphäre des Einzelnen? Wie stark und in welcher Weise wirken der technische und der naturwissenschaftliche Fortschritt auf die Privatsphäre? Die Zürcher Progress Foundation hat sich mit diesen Themen in mehreren geschlossenen Workshops und öffentlichen Economic Conferences auseinandergesetzt. Texte, die an diesen Veranstaltungen diskutiert und Referate, die dort gehalten wurden, werden nun zusammen mit Originalbeiträgen zu einem Sammelband vereint. Das Buch will in einer Zeit von staatlicher Umverteilung, Zentralisierung und Überwachung ein Zeichen für den Wert des Privaten setzen. Ausgangspunkt ist eine klassisch-liberale Haltung, welche sich für die nachhaltige Stärkung einer auf Wettbewerb, Privateigentum und Verantwortung beruhenden Zivilgesellschaft einsetzt.

ISBN 978-3-03823-052-6

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Persönlichkeit und Verantwortung

Erinnerungen an Robert Holzach

Herausgegeben von Konrad Hummler, Martin Meyer und Urs Rinderknecht

Auszug aus der Zusammenfassung:

„Jede Zeit bringt ihre eigenen Eliten hervor. Robert Holzach hatte nichts gegen Funktionseliten einzuwenden. Aber er begriff die Aufgaben von Eliten im erweiterten Sinn des Wortes mehr noch als Mandate über das Spezifische hinaus im Blick auf das Ganze. Das Ganze meinte dann etwa das Wechselspiel zwischen Wirtschaft und Gesellschaft oder auch zwischen Politik und Kultur. Anders gesagt, Holzach plädierte für ein Denken in Zusammenhängen und handelte danach, womit er sich in der Öffentlichkeit grossen Respekt weit über sein Fachgebiet hinaus erwarb.“

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Automatisierte Rechtsanwendung und Rechtsdokumentation

Zur Eignung von Rechtssystemen für die Anwendung mittels elektronischer Datenverarbeitung

Auszug aus der Zusammenfassung:

«Als Ergebnis des zweiten Kapitels, in dem wir untersuchten, welche Bedingungen an ein Rechtssystem für die Automatisierung rechtlicher Entscheidungen gestellt werden, wiesen wir auf den prinzipiellen Unterschied ziwschen „gesetztem“, deterministischem, auf spezifische Zwecke und auf nach ihrer Art zum voraus als bekannt angenommener Fallkategorien ausgerichtetem Organisatonsrecht („Thesis“) und einer „entstandenen“, in ihren spezifischen Auswirkungen unbekannten, übergeordneten Rechtsordnung („Nomos“) hin. Die Automatisierung von rechtlichen Entscheidungen ist in der ersten Art von Recht unter bestimmten Voraussetzungen durchaus möglich, währenddem sie in der zweiten Art Recht keineswegs Platz greifen kann. Die Angst vor dem „Justizautomaten“, wie sie bei vielen Rechtsdenkern zum Ausdruck kommt, richtet sich deshalb nicht eigentlich gegen die Anwendung der EDV im Recht, sondern implizite gegen das Überhandnehmen deterministischer Rechtsformen allgemein. Wenn der Mensch vor einer „Technokratie“ im Recht geschützt werden soll, so gälte es vor allem, der Ausbreitung des deterministischen Organisationsrechts den Riegel zu schieben, oder mit anderen Worten das Privatrecht (im weitesten Sinn) aufzuwerten.»

«Das elektronische Zeitalter ist im Recht zweifellos angebrochen. Dies stellt die juristische Profession und darüber hinaus jeden an rechtlichen Belangen interessierten Zeitgenossen vor neue Situationen. Es gilt nun einerseits, die durch die EDV gebotenen Chancen wahrzunehmen. Auf dokumentarischem Gebiet kann der Computer sehr viel mühselige Arbeit abnehmen, ja, er kann zu viel weitergehenden Dokumentierungsmöglichkeiten verhelfen, als sie dem Rechtsanwender bisher auf manuell-intelektuellem Wege zur Verfügung standen. Dies kann sicher zu einer besser dokumentierten Rechtsanwendung und mithin zu „besserem Recht“ führen. Aber auch auf dem Gebiet der Automatisierung von rechtlichen Entscheidungen, wo diese einwandfrei Organisationsrecht betreffen, kann die EDV vielfältige Aufgaben erfüllen. Anderseits gilt es, angesichts des Überhandnehmens deterministischer Rechtsformen und der daraus resultierenden Technokratisierung des Rechts und des gesellschaftlichen Lebens, das Wesen einer offenen, unspezifischen, in ihrer Allgemeinheit gerechten Rechtsordnung und darüber hinaus den Wert einer freiheitlichen Ordnung überhaupt erneut in das juristische Denken einzubeziehen.»

Sonstiges
Beiträge von Konrad Hummler M1 AG stellt eine Zeichnung dar

M1 AG verfügt über das Privileg, ohne grossen Produktionsdruck das Zeitgeschehen betrachten und Aktualitäten diskutieren zu können. Damit Geistesblitze, überraschende Meinungen, ätzende Kommentare oder originelle Überlegungen nicht verloren gehen, gibt es die Rubrik Miszellen. Die Artikel in dieser Rubrik sind kurz gehalten und thematisch fokussiert.

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Sonstiges
Bergalga, erstmals

„Nochmal losziehen, mit Sack und Pack, ohne genaue Kenntnis, wo man übernachten wird, mit einem kleinen Zelt – so wie früher!“ Der zunächst geheime Wunsch wurde irgendwann Programm. Diesen Sommer? Zuwarten wäre falsch. Wohin, mit wem? Irgendwo in die Berge, am besten mit dem bewährten Bergkameraden, der überall mitkommt beziehungsweise mich überall mitnimmt. Zu Fuss, mit Skis und Fellen, mit dem Bike, je nach Jahreszeit und Wetterlage. Unsere Bergtermine sind im Kalender fix eingetragen, das ist der Preis einer mandatsgesteuerten Agenda, und deshalb sind wir in jeder Hinsicht allwettertauglich. Einmal erwischte uns das Sturmtief Kyrill, und die Bikes blieben im Morast rasch aufgetauten Januarbodens stecken. Ja, ein bewährtes Duo – aber biwakiert haben wir seit der Pfadfinderzeit nicht mehr.
Einen Zweck sollte eine solche Expedition aber doch irgendwie haben. Die Zeiten sind vorbei, da uns der mutmassliche Gegner Rot die besten Begründungen für Übungen mit exzentrischen Campiergelegenheiten bot, etwa nördlich von Affeltrangen im Lauchetal oder mitten im Grossen Moos. Anstatt Landesverteidigung Exploration: Etwas erkunden, was nur wenige Leute kennen, weil es von jeder Zivilisation zu weit entfernt ist, und wo man nur hingelangt, wenn man dort übernachtet. Das allerdings gibt es in der Schweiz kaum. Überall hat’s Bergbahnen, Passtrassen mit Postautos, SAC-Hütten, bewirtete Alpen. Langes und systematisches Kartenstudium brachte uns auf die Gegend zwischen dem Averstal, der italienischen Grenze und dem Bergell: Bergalga. Welch’ klingender Name! Entsprechend erhaben muss wohl auch die Gegend sein! Einschlägige Bilder im Internet vermieden wir, denn wir wollten den ernsthaften Zweck unserer Erkundung keinesfalls konterkarieren. Die Karte 1:25’000 belebte eher Phantasie und Vorahnung dessen, was dann zu sehen wäre, als dass sie ein definitives Bild vermittelte – Bergalga als eine sehr weite Passlandschaft mit vielen kleinen Seen, glazial geformten Rücken, riesigen Steinblöcken, für alpine Verhältnisse hoch, sehr hoch gelegen, nämlich auf beinahe 3’000 Metern über Meereshöhe. Dort nochmal biwakieren gehen, so wie früher – keine langweilige Vorstellung!
Nochmal: ein Zauberwort für Männer in meinem Lebensalter. Manche treiben es soweit, dass sie sich eine junge Frau anlachen und mit ihr ein Kind zeugen. Andere bauen nochmal ein Haus, nehmen sich nochmal einen Golflehrer, diesmal einen privaten, noch andere beginnen zu singen.  Nochmal biwakieren – dieses Aufbäumen gegen das Älterwerden erscheint vergleichsweise bescheiden. Aber ist es vielleicht auch ein wenig lächerlich? Sicherheitshalber bat ich meine Frau mitzukommen, um im einschlägigen Zürcher Outdoor-Paradies über das geeignete Zelt, den Schlafsack, das Mätteli zu reden. Die Leute könnten ja denken… Sofort wurde ich aber Teil einer Community, die sich duzt und zu der man definitiv gehört, nachdem man sich für ein paar tausend Franken mit einschlägigem Material eingedeckt hat. Leichter geworden sind die Sachen schon, wenn man an den Armeerucksack, die Wolldecken und die Blachen samt Stangen- und Heringtaschen zurückdenkt. Die moderne Technik und das Gefühl, zu einer ganz lässigen jugendlichen Gemeinschaft zu gehören, liess letzte Hemmungen vor dem Abenteuer vergessen.
Mitte Juli  2018 war es dann soweit. Das Postauto von Andeer nach Juf entliess zwei (trotz High-Tech) schwerbepackte Männer in Cröt (Avers) zum Einstieg ins Val Madris. Ein langes, sehr langes Tal. Bis fast zuhinterst ist das Fahrsträsschen geteert, weil es eine Wasserfassung für den Lago di Lei gibt. Aber es ist breit und grosszügig. Nochmal: Das Zauberwort wurde unter dem Druck des Rucksacks und des unabsehbaren Wegs langsam zur Obsession. Nochmal die Namen der Bergblumen hervorholen? Grossvater hatte sie uns beigebracht. Vor sechzig Jahren. Mutter repetierte sie mit uns. Vor fünfzig Jahren. Bachnelkenwurz, akeleiblättrige Wiesenraute, Männertreu, Türkenbund, Skabiosa – je länger man geht, desto besser funktioniert das Gedächtnis. Nochmal, nochmal, nochmal: Bedächtiger Trott und Erinnerungsfetzen an berggängige Vorfahren füllten mein Val Madris.
Doch dann lässt der lange Anmarsch bis zum echten Anstieg, Bergblumen hin oder her, aus dem Nochmal die bange Frage aufkommen: noch einMal? Also eigentlich zum letzten Mal? Die Riemen drücken auf die Schultern, der Durst quält, der Magen knurrt; noch ist man sich, trotz allem, zu fremd, um körperliche Befindlichkeiten auszutauschen. War es fahrlässig, zu diesem „Nochmal-biwakieren“ anzusetzen? Wir hätten es ja wissen müssen: Solcherart Unternehmungen werden bald einmal vorbei sein. Wer Nochmal meint, landet unweigerlich beim Noch-ein-Mal, bei seiner Vergänglichkeit.
Nach der Alp Sovräna, der Name gefällt mir, wird der Pfad steiler, die Stufen werden höher und unregelmässig. Noch ein Mal, noch ein Mal, noch ein Mal – Mensch, sieh es ein, und lass künftig solche Aventüren sein! Bei jeder richtigen Bergtour gibt es einen stimmungsmässigen Tiefpunkt. Hier ereilt er mich bei etwa 2’300 Metern über Meer. Die weiss-rot-weissen Markierungen werden immer spärlicher und blasser, der Weg verliert sich in kaum sichtbaren Spuren, weit und breit scheinen wir die einzigen zu sein. Die Umgebung weiss nicht so recht, ob sie Weide oder Einöde sein soll. Der Himmel dunkelt ein. Da ertönt plötzlich Gelächter und fröhliches Gequatsche von oben! Eine Gruppe junger Frauen, Stadtzürcherinnen, wie wir später erfahren, kommt uns aus der Steinwüste entgegen. Ohne Leiterin oder Lehrerin, einfach so. Vor vier Tagen in Preda im Albulatal gestartet, überquerten sie, von Alphütte zu Alphütte wechselnd, den Alpenkamm mehrmals. Morgen werde die Bergwanderwoche in Soglio ihren Abschluss finden. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Schülerinnen – es handelte sich um den Zusammenzug Freiwilliger aus mehreren Klassen – ihre Route und die zweifelsohne bestandenen Mühen schildern, frappiert. Später bemerke ich zu meinem Begleiter: „Da brauchen wir uns keine Sorgen für die Zukunft zu machen, es geht weiter.“ Noch einMal – Unsinn! Du selber verschwindest zwar einmal, aber „es“ geht weiter, es ist ein Kontinuum.
Nun geht es behender nach oben; die Gegend wird zwar unwirtlich-steiniger, aber auch immer weniger steil, bis wir die Dreifach-Passhöhe Bergalga erreichen und auf knapp 3’000 Metern über Meer unser Zelt aufstellen. Mit sicheren Handgriffen, als hätten wir es gerade gestern noch gemacht, entsteht eine Unterkunft aus feinstem Gleitschirmstoff; vor uns liegt ein kleiner, graugrüner See. Küchendienst, ganz wie früher, ist angesagt. Risotto con funghi, leicht hinaufzutragen, ausser der an den strengen Augen der Hausfrau vorbeigeschmuggelte Weisswein, der auch noch zum Aperitiv reichen sollte. Und ausser dem Rotwein, den mein alter Kamerad mitgeschleppt hat.  Unser Wohlbefinden ist gross, aber das Wetter verdüstert sich zusehends. Von den dräuenden Wolken reissen Nebelfetzen ab, um sich alsbald über die Passhöhe in die Tiefe zu stürzen. Später beginnt es zu regnen, und die Höhe macht sich durch beissende Kälte bemerkbar. Wer etwas nochmal will, der wird das eine oder andere déjà-vu erleben, so ist das halt. Ab in den Schlafsack, der Kopf ist vom Wein schwer genug, der Körper vom Aufstieg genug ermattet.
Doch dann das: Alles andere als ein déja-vu, das pure Gegenteil! Um drei Uhr in der Nacht werde ich geweckt. „Du musst aufstehen, Konrad!“ Der Imperativ lässt keine Wahl zu. Ein Bär, ein Wolf? Nein, ein Sternenhimmel, so klar, so ungestört wie noch nie! „Das sehe ich zum ersten Mal“, unterbreche ich viel später das staunende Schweigen. Erstmals die Milchstrasse richtig zu sehen, erstmals den grossen Wagen mit all seinen Ableitungen zu erkennen, erstmals den Polarstern auf Anhieb fixieren zu können, erstmals den Orion vor lauter Konkurrenten suchen zu müssen – wie reich kommt mir das Leben plötzlich vor! Zufälligerweise hatten wir für unser Bergabenteuer eine völlig mondlose Nacht gewählt; was Versiertere lange geplant und dann wegen Bewölkung vielleicht doch verpasst hätten, fällt uns in den Schoss, einfach so. Erstmals, erstmals, erstmals! Das Kontinuum, Einsicht des langen Aufstiegs, bietet dir, Mensch, immer wieder erstmalige Erlebnisse, so die neue Erkenntnis unter dem Sternenhimmel von Bergalga. Du brauchst nur die Augen offen zu halten. Jedes Bergblümchen ist in deiner jeweiligen Situation erstmalig. Jeder dir begegnende Mensch genauso. Es gibt kein Nochmal, jedes Mal ist letzt- und erstmals.
Als hätten diese Gedanken noch einer Bestätigung bedurft, empfängt uns drei Stunden später eine „heure bleue“ bisher ungekannter Schönheit. Der Piz Platta, die Bergeller Bergzacken und der mächtige Piz Duan wechseln von Dunkelviolett zu wärmendem Königsblau, bevor sie im Sonnenlicht ihre wirklichen Farben zu erkennen geben. Erstmals so gesehen.
* * *
Beim Abstieg hinunter nach Soglio – es sind rund 2’000 Höhenmeter – kam dann und wann dennoch der Gedanke auf, dass es auch eine Gnade sein könnte, gewisse Dinge zum letzten Mal getan zu haben.
KH, 18.7.2018

NZZ-Artikel vom 2.8.2018 zu Bergalga

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